„Die Künstlerkolonie Nidden auf der Kurischen Nehrung“
Ausstellung vom 24.06. – 10.09.2023
Nidden auf der Kurischen Nehrung gehört zu den ältesten Künstlerkolonien Europas. Durch seine exponierte Lage zwischen Ostsee und Haff – vor allem aber durch die besondere Dünenlandschaft – zog Nidden schon früh Künstler der Königsberger Akademie an. Ohne die Nähe der fortschrittlichen Akademie, die 1845 Klassen für Landschaftsmalerei eingerichtet hatte, wäre der Künstlerort Nidden nicht denkbar gewesen. Die Lehrer der Akademie ermutigten ihre Schüler immer wieder zu Exkursionen, zur Motivsuche in der freien Natur und kamen selbst immer wieder in die „preußische Sahara“ – wie man die spektakuläre Dünenlandschaft auch bezeichnete.
Die Abgelegenheit des Dorfes auf der hundert Kilometer langen Nehrung, das naturverbundene und scheinbar unverfälschte Leben der Fischer, ihre Fischerkaten und Kurenkähne inspirierten Künstler zu schöpferischer Arbeit und boten eine einzigartige Motivvielfalt. Die urwüchsige Landschaft mit ihren Stränden und Dünen, Kiefernwäldern und natürlich dem Haff bot immer wieder Anlass, Blickwinkel zu variieren und Lichtverhältnisse zu studieren.
Lovis Corinth war einer der ersten prominenten Künstler, der den Fischerort während seiner Studienzeit an der Königsberger Kunstakademie von 1876 bis 1879 kennenlernte. Ihm folgten Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff. Als Max Pechstein sich 1909 zu seinem ersten Sommeraufenthalt aufmachte, war Nidden schon kein Geheimtipp unter Künstlern mehr. Insgesamt kam Pechstein fünf Mal für mehrere Monate nach Nidden und steckte mit seiner Begeisterung auch Karl Schmidt-Rottluff an, der im Sommer 1913 nach Nidden reiste.
Alle Künstler schufen in Nidden Werke, die in besonderer Weise die Entwicklung europäischer Kunstströmungen wie die des Expressionismus beflügelten. Im „Malerwinkel“ im örtlichen Gasthof wurden hitzige Diskussionen über Impressionismus und Expressionismus geführt. Im Herbst 1919 zeigten insgesamt 18 Künstlern an der Königsberger Akademie Ansichten von Nidden, die durch expressionistische Werke beherrscht wurden. So lässt sich an den Werken aus Nidden die Ablösung des Impressionismus durch den Expressionismus nachvollziehen und geradezu ablesen.
Das Kunstmuseum Schwaan widmet sich der Geschichte der europäischen Künstlerkolonien, um das gemeinsame kulturelle Erbe sichtbar zu machen. Mit den Ausstellungsprojekten versucht das Kunstmuseum Schwaan, die besondere Bedeutung der Künstlerkolonien für die Entwicklung europäischer Kunstströmungen vom Realismus bis zum Postimpressionismus und Expressionismus zu verdeutlichen. Um dies tun zu können, bedarf es der Ausstellung exponierter künstlerischer Positionen. Im Werk von Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff haben die Aufenthalte auf der Kurischen Nehrung deutliche Spuren hinterlassen. In der Vergangenheit wurden Ausstellungen zu den Künstlerkolonien Ekensund, Tervuren, Katwijk, Dachau, Ferch, Ahrenshoop und Hiddensee im Kunstmuseum an realisiert.
Die Filmvorführungen zu „Max Pechstein“ sind bereits alle ausverkauft. Der Film kann als DVD käuflich im Museumsshop erworben werden.
Die Ausstellung wurde unterstützt durch die OSPA-Stiftung der Ostseesparkasse Rostock, das Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten, den Landkreis Rostock, impressionisms routes, euroArt, die fielmann AG und den Deutsch-Französischen Bürgerfonds. Der Deutsch-Französische Bürgerfonds berät, vernetzt und finanziert Projekte, die die deutsch-französische Freundschaft und Europa in der Breite der Bevölkerung erlebbar machen. Er fördert eine Vielzahl an Formaten und Themen, ist niedrigschwellig und steht allen Akteuren der Zivilgesellschaft offen. Der Bürgerfonds geht auf den im Jahr 2019 zwischen Deutschland und Frankreich geschlossenen Vertrag von Aachen zurück und wurde im April 2020 errichtet. Er wird vom Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) umgesetzt und wird zu gleichen Teilen von der Bundesregierung und der französischen Regierung finanziert. http://www.buergerfonds.eu/