Fritz Brockmann vom 18. März – 13. Mai 2012
Selbstbildnisse aus sechs Jahrzehnten
„Es hat sich in meinem Leben so ergeben, dass ich aus unterschiedlichen Gründen wiederholt veranlasst war, mich mit Fragen des Selbstbildnisses auseinanderzusetzen. Kurze Zeit nachdem ich meine Lehrtätigkeit an der Erweiterten Oberschule (heute Geschwister – Scholl – Gymnasium) in Bützow aufgenommen hatte, erhielt ich am Caspar-David-Friedrich-Institut der Universität Greifswald eine Dr.-Aspirantur.
Zentrales Problem in der zu verfassenden Dissertation war die Spezifik der Wechselbeziehungen zwischen bildnerischem Subjekt und bildnerischem Objekt bei der künstlerischen Selbstdarstellung. Diese nicht nur kunsttheoretisch interessante, sondern auch entwicklungspsychologisch und kunstpädagogisch bedeutsame Problematik hat mich weiter beschäftigt – auch nachdem ich 1967 aus dem höheren Schuldienst und der Aspirantur aus politischen Gründen entlassen worden war. Noch nicht bewusst war mir seinerzeit, welch wichtige Rolle das Selbstporträt auf Dauer in meiner eigenen künstlerischen Tätigkeit einnehmen sollte. Erst im Alter entdeckte ich bei der Durchsicht meiner Zeichenmappen und Arbeitsbücher, dass ich im Laufe der Jahre weit mehr als 100 Selbstbildnisse gefertigt habe.
Diese Arbeiten waren größtenteils nicht zur Veröffentlichung gedacht. Sie entstanden vor allem in schwierigen gesellschaftspolitischen, beruflichen und privaten Situationen. Sie dienten hauptsächlich der kritischen Selbstvergewisserung und erwiesen sich oft als unverzichtbare Lebenshilfe. Insofern stellen die in der Ausstellung gezeigten Selbstporträts zusammen mit den in sie integrierten Texten eine Art gezeichneter Autobiografie dar, die von Außenstehenden allerdings nur teilweise und mit Mühe zu entschlüsseln sein dürfte.“
Fritz Brockmann